Roetgen Auf einer Länge von rund 11,3 Kilometern schlängelt sich der Ravel-Radweg durch das Gebiet der Gemeinde Roetgen. Der Radweg auf der ehemaligen Vennbahntrasse ist zwar belgisches Hoheitsgebiet, aufgrund eines Abkommens mit der Wallonischen Region ist die Gemeinde aber zur Reinigung und zum Freischneiden von Gräben, Mulden und Durchlässen verpflichtet.
Bislang erfolgte die Graben- und Bankettpflege zweimal im Jahr auf eine Breite von circa 1,20 Meter durch Mulchen. Das reicht zur Aufrechterhaltung der Entwässerungsgräben entlang des Radweges aber nicht aus. Die Entwässerungsgräben am Fuße des ehemaligen Bahndammes wuchern zunehmend zu, so dass diese freigeschnitten werden müssen, um den Abfluss des Oberflächenwassers weiterhin gewährleisten zu können. Das hat die Gemeindeverwaltung nun zum Anlass genommen, das bestehende System zu überdenken und den Mitgliedern des Bauausschusses eine neue Regelung vorzuschlagen.
„Hier gibt es unterschiedliche Interessenlagen. Dem einen wird zu viel gemäht, dem anderen zu wenig oder das Falsche“, sagte Bauamtsleiter Dirk Meyer in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses. Deshalb solle die Politik eine Entscheidung treffen.
Die Verwaltung hatte in ihrer Vorlage erklärt, dass es zur Aufrechterhaltung der Gräben unter anderem erforderlich sei, auch die Flächen, die zur Erreichbarkeit des Grabens dienen, regelmäßig zu pflegen beziehungsweise von jungen Gehölzen zu befreien, da diese nicht mehr leicht entfernt werden könnten, wenn sie zu Bäumen heranwachsen. Auch Gehölze, die sich in der Grabensohle wild angepflanzt haben, müssten entfernt werden. Erhaltenswerte Bäume und Ginster sollten aber nach Möglichkeit erhalten werden.
„Um das Ökosystem entlang des Ravel-Radweges nicht allzu radikal zu beeinträchtigen“, werde vorgeschlagen, die Bankette in der Winterzeit von jungen Bäumen und Wildwuchs zu befreien. Auch die Arbeiten im Graben sollten ebenfalls im Winter erfolgen. Grundsätzlich sollten die Arbeiten alle zwei Jahre oder nach Bedarf wiederholt werden. Als „Zwischenreinigung“ könne außerorts weiterhin nur das Bankett auf 1,20 Meter Breite gemulcht werden, innerorts auch nach Bedarf der Anwohner.
Die Grünen hatten ihrerseits kurzfristig einen alternativen Vorschlag vorgelegt, der von den anderen Fraktionen und der Verwaltung wohlwollend aufgenommen wurde. „Damit entlang des Ravelweges Wild- und Wiesenblumen wachsen“ können, hatten die Grünen vorgeschlagen, die Bankettpflege vom Mulchen auf Mähen mit Abräumen des Mahdgutes umzustellen.
Die Mahd solle bis zu zweimal im Jahr zu ökologisch sinnvollen Zeitpunkten und nicht auf allen Flächen gleichzeitig erfolgen. „Die gründliche Graben- und Bankettpflege erfolgt im Zweijahresrhythmus. Dabei werden nicht beide Seiten des Weges gleichzeitig, sondern jährlich abwechselnd bearbeitet. Der Ginster sowie nichtstörende Bäume bleiben erhalten, die freizuhaltenden Zugänge zu den Gräben werden auf ein Minimum begrenzt“, hatten die Grünen in ihrem Antrag geschrieben.
Begründet hatten sie diesen damit, dass sich der Radweg zu einem Publikumsliebling entwickelt habe, wobei die Menschen „auch die herrliche Vegetation rechts und links der Strecke“ schätzen würden. Da Ginster und blühende Wildblumen für Begeisterung sorgen würden, sollten sich notwendige Pflegemaßnahmen daran orientieren. Schon jetzt würden die Bankette sehr gute Voraussetzungen für dauerhafte Blühstreifen mit einheimischen Wildblumen bieten und damit einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz leisten. Um Blühstreifen dauerhaft zu erhalten, sei das Mähen unerlässlich. Aber auf keinen Fall dürfe gemulcht werden, da dies unweigerlich zum Verlust der blühenden Vielfalt führen würde.
Bürgermeister Jorma Klauss bezeichnete den Vorschlag der Grünen als „grundsätzlich sehr interessant“ und plädierte dafür, zunächst dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zu folgen und über den der Grünen zu einem späteren Zeitpunkt zu beraten. Auch Klaus Onasch (SPD) fand den Vorschlag sinnvoll und regte an, die Rahmenbedingungen bis zur nächsten Sitzung zu klären und dann eine komplette Lösung zu verabschieden.
Michael Seidel (CDU) sagte, er finde den Grünen-Vorschlag gut und wollte gerne in der nächsten Sitzung die Vor- und Nachteile beleuchten. Silvia Bourceau (UWG) wollte auch die andere Seite der Medaille beleuchtet wissen. Die ökologischen Aspekte seien das eine, auf der andererseits gebe es aber auch Kritik der Bürger, dass die Bankette zuwuchern würden, außerdem habe das Grün stellenweise auch schon den Asphalt angegriffen, sagte sie. Wolfgang Schruff (PRB) wies auf die Dringlichkeit der Gehölzarbeiten hin. Damit diese schnell erfolgen können, schlug Bernd Freialdenhoven (SPD) vor, den Beschluss in Gehölzarbeiten und Bankettpflege aufzusplitten.
Am Ende wurde einstimmig beschlossen, zunächst dem Beschlussvorschlag der Verwaltung zu folgen, damit die Gehölzarbeiten noch im Winter erfolgen können, und in einer der nächsten Sitzungen auf den Vorschlag der Grünen zurückzukommen.
Foto: P. Stollenwerk