Seniorenpflege als Big Business

Das Seniorenwohnheim in der Jennepeter Straße in Roetgen wird massiv ausgebaut. Damit bekommt der Großkonzern Nordic Capital mit Sitz auf der Insel Jersey, einer berüchtigten Steueroase, das Monopol auf Altenpflege in Roetgen. Ein Antrag der Grünen, dies zu stoppen, wurde im Gemeinderat mit den Stimmen von CDU, SPD und FDP abgelehnt. 

Das Wohnheim in der Jennepeter Straße gehört der Itertalklinik, die von der umstrittenen Alloheim SE aufgekauft wurde. Die Alloheim SE ist mit geschätzt 23.000 Betten in 210 Heimen an 75 Standorten sowie mehreren Tausend Servicewohnungen und 26 ambulanten Pflegediensten der zweitgrößte Pflegeheimbetreiber in Deutschland. In den vergangenen Jahren wurde das Unternehmen von Finanzinvestor zu Finanzinvestor durchgereicht und auf Profit getrimmt.

Stellt sich die Frage, wie man mit der Pflege alter Menschen so viel Geld verdienen kann. Hierzu meint der Pflegeforscher und Sachverständige Manfred Borutta, Professor an der Katholischen Hochschule in Aachen, in den Eifeler Nachrichten: „Das geht nur, indem man vor allem beim Personal massiv spart. Es geht hier um unsere Sozialversicherungsmittel, die über Umwege nach Jersey transferiert werden – zu Lasten der alten Menschen, die einer seriösen Studie zufolge bei den großen Anbietern deutlich schlechter versorgt werden.“  

Und so gab es denn auch rings um die Alloheim in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe Skandale. So berichtet die Stuttgarter Zeitung über die Missstände in einem Heims in Ludwigsburg: „Die Hygiene war mangelhaft, in den Gängen stank es nach Urin, das Heim war personell unterbesetzt und das Fachpersonal fehlte oft. Zu häufig wurden Senioren ans Bett gefesselt.“ Pro Bewohner und Monat habe das Heim ca. 300 Euro Gewinn gemacht, während lediglich 4 Euro pro Tag und Bewohner für Essen zur Verfügung gestanden hätten. Und auch in der Eifel sorgte die Alloheim bereits für negative Schlagzeilen: Im September 2016 drohte die Heimaufsicht der Städteregion Aachen, das von der Alloheim betriebene Seniorenheim in Simmerath wegen massiver Pflegemängel zu schließen, die Heimaufsicht sah eine echte Gefährdung der Bewohner. Kurz vor der Schließung verkaufte die Alloheim SE das Heim in Simmerath an die Itertalklinik, um dann die Itertalklinik zu übernehmen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will denn auch gegen private Altenheime gesetzlich vorgehen, bei denen Investoren beteiligt sind. „Zweistellige Renditen für Finanzinvestoren und Kapitalgesellschaften – das ist nicht die Idee einer sozialen Pflegeversicherung“, sagte er. Genau so sieht es auch unser Grünes Ratsmitglied Bernhard Müller: „Wollen wir die Hilfsbedürftigen in eine Einrichtung bringen, die vom Charakter her auf maximalen Profit zielt?“, appellierte er in der entscheidenden Ratssitzung an die Gemeindeverordneten. Und während die UWG und die einstigen CDU-Rebellen von der PRB dem zustimmten, schmetterte eine Mehrheit aus CDU, SPD und FDP den Antrag der Grünen ab.

 

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