Regionalplan

Wie weit soll sich Roetgen entwickeln können? Meinungen gehen auseinander

Von: Andreas Gabbert, Eifeler Zeitung

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 Der Bereich „In den Segeln“ zwischen Mühlenstraße und Schwerzfelder Straße steht oft im Fokus der Diskussion: Gleichzeitig wird beteuert, dass nicht daran gedacht sei, das Gebiet zu erschließen. Foto: A. Gabbert

ROETGEN. Auf die Fragen, wie sich die Gemeinde Roetgen künftig entwickeln soll, wo noch eine Bebauung möglich sein soll und welche Bereiche unangetastet bleiben sollen, hat die Politik noch keine Antwort gefunden. Aufgrund der Tragweite wurde das Thema jetzt auch im Gemeinderat behandelt.

Nach einer langen Diskussion und einer Sitzungsunterbrechung wurde aber einstimmig beschlossen, zunächst im Bauausschuss erneut darüber zu beraten.

Die bevorstehende Änderung des Regionalplans, bei der die aktuelle und zukünftige Siedlungs-, Infrastruktur und Freiraumentwicklung zwischen den Kommunen und der Bezirksregierung abgestimmt wird, zwingt die Politik zu Antworten auf diese Fragen.

Auch in der Sitzung des Gemeinderates wurden wieder zwei Lager deutlich. Während SPD und CDU sich für eine mögliche Weiterentwicklung des Ortes auch in den Außenbereichen aussprechen, lehnen UWG, Grüne, PRB und FDP eine Entwicklung in eben diesen Bereichen ab und werfen dem Bürgermeister vor, die Entwicklung auch in sensiblen Erholungsbereichen wie In den Segeln oder der Pappelallee voranzutreiben.

„Keinen Freibrief ausstellen“

„Wir wollen nicht 30 Jahre lang alles blockieren, sondern Roetgen erhalten. Deshalb wollen wir keinen Freibrief ausstellen“, sagte Wolfgang Schruff (PRB). Die Eifel definiere sich über Grünflächen, die auch für den Tourismus wichtig seien. Die gelte es zu erhalten. „Sonst kommt es irgendwann so weit, dass die Leute nur noch durch Roetgen durchfahren werden, um nach Monschau oder an den Rursee zu gelangen“, sagte Schruff.

Dr. Georg Dittmer (FDP) schlug als Kompromiss vor, die sensiblen Bereiche zehn Jahre als Landschaftsschutzgebiet auszuweisen.

Es dürfe keinen Stillstand geben, aber auch keine explodierende Entwicklung, erklärte Ronald Borning (CDU). Es gelte, die natürliche Entwicklung des Ortes zu unterstützen, „damit Roetgen eine Zukunft hat“. „Niemand will an die sensiblen Flächen heran“, betonte er. Die Planung müsse langfristig und zukunftsorientiert erfolgen, deshalb solle man eine Entwicklung im Außenbereich nicht ausschließen. Borning forderte dazu auf, keine Ängste zu schüren.

Dass die sensiblen Erholungsbereiche kein Thema seien, wollte Bernhard Müller (Grüne) nicht glauben. „Das wird immer gesagt, aber dann macht man es doch. Die Frage ist, ob man immer weiter wachsen will“, betonte Müller. Auch im vorhandenen Bestand gebe es noch viele Möglichkeiten der Entwicklung, ohne dass eine Verdichtung der Bebauung den Charakter des Ortes gefährde. Auch Bernd Vogel (PRB) erkannte noch Reserven im Innenbereich. Oft würden die Grundstücke aber nicht verkauft, „damit wir nicht so eng aufeinander sitzen“.

Klaus Onasch (SPD) erklärte, wenn der Gemeinderat in den 1990er-Jahren ebenso entschieden hätte, dann würde er heute nicht in Roetgen wohnen. Die Alternative sei kein wilder Zuwachs und die Konsequenz sei auch nicht, dass alles bebaut würde. Wenn man im Regionalplan eine Entwicklung im Außenbereich vorsehe, sei immer noch der politische Wille nötig, einen entsprechenden Flächennutzungs- oder Bebauungsplan aufzustellen. Es gehe um eine Entscheidung für die nächsten Jahrzehnte, deshalb solle man zukünftigen Generationen viele Optionen offenlassen. „Warum maßen wir uns heute an, zu wissen, was morgen richtig ist?“, fragte Onasch.

Einspruch des Bürgermeisters

Der parteilose Günther Severain sagte, die Mitglieder des Bauausschusses seien selbst erschrocken gewesen über den Ausgang der Entscheidung, daher begrüße er den Einspruch des Bürgermeisters (siehe Box). Er sprach sich dafür aus, über den Antrag der SPD ebenfalls abzustimmen.

Florian Rohn sah sich als Vertreter des Jugendbeirates in der Pflicht, sich zu äußern, „da unsere Generation die Schäden davon tragen wird“. „Es darf nicht sein, dass ein Beschluss getroffen wird, der verhindert, dass ich hier in 20 Jahren bauen kann“, sagte er. Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit dürften nicht die Intention sein, eine behutsame Entwicklung zu behindern.

Silvia Bourceau (UWG) sagte, es handele sich um einen Versuch des Bürgermeisters, eine Bebauung außerhalb des Siedlungsbereiches zu ermöglichen. Das Abstimmungsergebnis aus den Ausschüssen (siehe Box) sei zu respektieren. „Das Ergebnis nicht zu beanstanden, wäre demokratisch gewesen.“ Sie forderte eine Aufstellung der Flächen im Innenbreich, die sich in öffentlicher Hand befinden und für spätere Generationen zur Verfügung stehen. Es gelte, einen Kompromiss zu finden und die Lebensqualität der Einwohner zu erhalten.

Bürgermeister Jorma Klauss wehrte sich gegen die Vorwürfe und erklärte, er persönlich sei ein Anhänger der Innenverdichtung. Die Idee, den Außenbereich zu entwickeln, stamme aus dem Gutachten der RWTH Aachen, das nach den Erfahrungen mit Bauten an der Rosentalstraße auf Wunsch der Politik erstellt worden sei. Wichtig sei, was die Bürger wollten. Deshalb habe man ja auch im Oktober zu einer Bürgerversammlung eingeladen.

Entscheidung vertagt

Als sich abzeichnete, dass die unterschiedlichen Positionen und Vorwürfe mit viel Emotionen immer wieder aufs Neue wiederholt wurden und sich kein Kompromiss abzeichnete, war es Rainer Nießen (UWG), der vorschlug, das Thema erst im Bauausschuss erneut zu beraten, um dann später im Gemeinderat einen Beschluss zu fassen. Die große Emotionalität zeige, dass die Sache noch nicht ausdiskutiert sei. Nach weiteren Diskussionsbeiträgen und einer Sitzungsunterbrechung wurde dieser Vorschlag schließlich einstimmig angenommen.

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